Die Anfänge
Bereits sieben Jahre nach der Gründung des ältesten deutschen Automobilclubs – des damaligen Deutschen Automobilclubs (DAC), dem späteren Kaiserlichen Automobilclub (KAC) – gründete sich in Kassel am 1.11.1906 der „Automobil-Klub Kurhessen“ im KAC. Gründungsmitglieder waren u. a. die Herren Dr. med. Hermanns, Arved Klippert, Hans Sauerwein und Dr. Freiherr Waitz von Eschen. Der erste Präsident des Clubs war der Königliche Gewerbeassessor Dr. von Finkh. Ein Jahr später, 1907, erfolgte die Wahl des Königlichen Oberförsters Herr Franz Meyer zum ersten Vorsitzenden.

Gleichzeitig schloß sich der Club dem damaligen Kaiserlichen Automobil-Club mit Sitz in Berlin an. Der Gründung lag die Idee zugrunde, die damals noch wenigen Automobilisten zusammenzuschließen, um gemeinsame sportliche Veranstaltungen durchzuführen und die allgemeine Geselligkeit zu pflegen. Zu seinem 25jährigen Jubiläum im Jahre 1931 hatte der Club die für die damalige Zeit respektvolle Zahl von 115 Mitgliedern.

Über viele Jahre lag bis in die 1930iger Jahre die Leitung der „Verkehrswacht Kurhessen und Waldeck“ in den Händen unseres Clubs. Auch nahm und nimmt sich unser Club bis heute vielfältigen Verkehrsfragen an. Der 1. Weltkrieg 1914 bis 1918 führte bei allen AvD-Clubs zu starken Einschränkungen der Vereinsaktivitäten, so auch beim Automobil-Klub Kurhessen e.V.

Die goldenen 20er
In den 1920er und 1930er Jahren wurden vielseitige Veranstaltungen wie zum Beispiel Wochenendfahrten, Zuverlässigkeitsfahrten, Findigkeitsfahrten, Herren-Abende, Gesellschaftsabende, allgemeine Klubfahrten zu inländischen und ausländischen Zielen, Ballon-Verfolgungsfahrten, Schnitzeljagden, Tanztees, Kostümbälle, Jahreswendfeiern, Automobil-Turniere, Zielfahrten, Gänseessen, Spargelessen, Winterbälle, Fahrten zum Nürburgring zum „Großen Preis von Deutschland“ und nicht zuletzt die berühmten Herkules-Bergrennen durchgeführt.

Bis zur zwangsweisen Auflösung im Jahre 1934 herrschte ein lebhaftes, sportliches und gesellschaftliches Clubleben. Von internationaler Bedeutung waren die Herkules-Bergrennen, die in den Jahren 1923 bis 1927 jährlich von unserem Club durchgeführt wurden. Die Rennstrecke führte durch den Bergpark Wilhelmshöhe. Außer den Clubmitgliedern Peter Wegmann, Heinrich-Karl Salzmann, Ernst Coenning und den Brüdern Bernd und Fritz Westhoff nahmen so bekannte Fahrer wie Alfred Rosenberger, Rudolf Caracciola, Karl Jörns und Karl Kapler teil.

In der Zeit der wirtschaftlichen Krise Ende der 20er Jahre mussten dann diese Rennen leider eingestellt werden. Darüber hinaus fanden aber auch Zuverlässigkeits- und Zielfahrten, wie z.B. eine Zielfahrt zur Zeppelinlandung in Kassel, im Jahre 1930, statt. Die angespannte Wirtschaftslage führte ab 1931 zu einer wesentlichen Reduzierung der Veranstaltungen. So mussten die im Jubiläumsjahr 1931 geplanten Veranstaltungen wie Zielfahrt „Ab nach Kassel“, Herkules-Bergrennen (es erfolge keine Genehmigung durch das Preußische Ministerium des Innern), Zuverlässigkeitsfahrt und Ballon-Verfolgung abgesagt werden. Trotzdem konnte eine Jubiläumsfeier mit 135 Teilnehmernstattfinden.

Die zwangsweise Auflösung
1933 erfolgte durch die Machthaber des Dritten Reichs eine zwangsweise Auflösung aller bis dahin bestandenen Automobilclubs, so auch des Automobilclubs von Deutschland (AvD) und des „Automobil-Klub Kurhessen (A.v.D.)“. Unser Club wurde ab Ende 1933 unter dem Namen „Kameradschaft 1906, früher Automobil-Klub Kurhessen“ weiter geführt. In den Jahren bis 1933 lautete der Name unseres Clubs: „Automobil-Klub Kurhessen e. V.“, Kartellklub des A.v.D.

Ab 1933 wurden von der „Kameradschaft 1906“ eine Anzahl unterschiedlicher Veranstaltungen durchgeführt. So besuchten die Mitglieder zum Beispiel den Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring. Die ab 1935 bis zur Wiedergründung 1956 erfolgten Zusammenkünfte und durchgeführten Veranstaltungen sind nur bruchstückweise bekannt.

Neubelebung des Clubs
Nach der Zwangsauflösung und dem Ende des 2. Weltkrieges erfolgte 1956 die Wiedergründung des Clubs unter dem Namen „AvD-Club Kurhessen“. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten die Herren Dr. jur. Helmut von Waldeyer-Hartz, Fabrikant Habich, Kaufmann Fritz Westhoff und Bankdirektor Walter Winkelmann, die an der Neubelebung des Clubs maßgebend beteiligt waren. Die Umbenennung von „Automobilclub Kurhessen im AvD“ in den heutigen Namen „AvD-Club Kurhessen“ erfolgte am 11. Mai 1956. 1971 wurde unser Club erneut in das Vereinsregister eingetragen.

Die mageren 50er
Die mageren 50er Jahre waren jedoch noch nicht so günstig zum Aufbau eines Clublebens, wie man es vor 1934 gewohnt war. Erster Präsident wurde der Bauunternehmer Hans Sauerwein. Der Wiederaufbau ging langsamer voran, als man es von vor dem ersten Weltkrieg gewohnt war, denn es waren wichtigere Probleme zu lösen.

Die neue Ära
Ende der fünfziger Jahre schlägt der AvD einen neuen Kurs ein: Aus dem Club der Herrenfahrer hat sich der AvD unter Wahrung seiner großen Tradition zu einem Automobilclub für jedermann entwickelt. Im Sommer 1970 bezogen die Mitarbeiter der Zentralverwaltung ein neuerbautes, maßgeschneidertes Verwaltungszentrum in der Bürostadt Frankfurt-Niederrad.

Vom Herrenfahrerclub zum modernen Dienstleistungsunternehmen
Der AvD ist aus den Wurzeln seiner langen und erfolgreichen Tradition konsequent zu einem Dienstleistungsunternehmen umstrukturiert worden, das seinen Mitgliedern und Kunden Rat, Tat, Schutz und Hilfe rund um die Uhr bieten will und kann. Die neuen Leistungen und Angebote im Rahmen der AvD-Mitgliedschaft haben so große Zustimmung gefunden, daß der AvD inzwischen ein substantielles Wachstum auf mehr als 1,3 Millionen Mitglieder vollziehen konnte. Er ist damit der zweitgrößte Automobilclub in Deutschland und vertritt seine Mitglieder flächendeckend.

Die Geschichte des AvD ist auch die Geschichte des deutschen Automobilsports
Das Portrait des AvD wäre unvollkommen, wollte man nicht seine bedeutende Rolle im Automobilsport erwähnen. Der AvD wurde nach 1899 in kurzer Zeit zur Zentrale des motorsportlichen Lebens in Deutschland. Nicht nur wegen des Publikumszuspruchs und der Bedeutung des Gordon-Bennett-Rennens um die von dem Besitzer des „New York Herald“, James Gordon Bennett, gestiftete, wertvolle Wandertrophäe, ist der 17. Juni 1904 ein denkwürdiger Tag in den Annalen des AvD geblieben. Denn einige Tage später traten im Kurhaus von Bad Homburg auf deutsche Initiative und unter dem Vorsitz des Clubpräsidenten Victor Herzog von Ratibor die Vertreter der am Automobilsport interessierten europäischen Länder zusammen, um die Gründung einer weltumfassenden Organisation, der „Internationalen Vereinigung der anerkannten Automobilclubs“ (AIACR), zu beschließen. Noch heute besteht dieser Zusammenschluß im Automobil-Weltverband FIA weiter. Fortan war der AvD einer der entscheidenden Förderer des internationalen Automobilismus.

Informieren Sie sich auch in unserer Festschrift zum 100. Jubiläum unseres Clubs über den AvD-Club Kurhessen e.V.